Foodtrend auf dem Prüfstand:Bedeutet gesund auch Genuss?

Die Einstellung zu gesunder Ernährung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Viele Menschen leben bewusster, achten mehr auf das, was sie zu sich nehmen. Aber kann man das auch genießen? Oder bedeutet gesund Verzicht?

Fragen, die wir einmal mit unserem Pahnke Verbraucherbeirat diskutieren wollten. Dieser setzt sich bewusst aus ganz verschiedenen soziologisch-demographischen Archetypen zusammen, Menschen unterschiedlichster Couleur. Klar, dass Ansichten und Einstellung weit auseinanderdriften. Aber gibt es auch einen Konsens?

Da ist der berufstätige Vater, dessen Hobby der Garten ist, der gern Sport treibt und sich im Supermarkt inspirieren lässt. Er ernährt sich grosso modo gesund, lässt sich aber kleine Schlupflöcher für Sünden, da er von Verboten nichts hält. Für ihn bedeuten besonders hochwertige Produkte den Inbegriff von Genuss.

Unsere Studentin im Verbraucherbeirat unternimmt viel: Sport, Schwimmen, Festivals, Flohmärkte gehören zu ihrem Leben. Schlechte Laune bekommt sie, wenn der Hunger ruft. Gesundes Essen ist für sie ein Genuss, die kleine, tägliche Nascherei aber durchaus auch.

Die Mutter von zwei Kindern mit Migrationshintergrund hat die Ernährung der Familie seit einigen Jahren umgestellt, gestattet Süßigkeiten in Maßen, weil die eben auch zur Kindheit gehören.

Eine weitere arbeitende Mutter geht sehr rigide mit sich um, überprüft Foodvalues und jeden Inhaltsstoff aus Angst, im Alter krank zu werden.

Die junge Single-Frau mit vollem Terminkalender lebt überwiegend sehr gesund und sehr bewusst. Sie ist Ungesundem gegenüber jedoch relativ entspannt, weil sie Kalorien über Sport ausgleicht.

Der Mann der Silver Generation hat sein gesamtes Leben umgekrempelt: vom Workaholic zum vielseitigen Hobbiisten und interessierten Koch. Trieb ihn der Heißhunger früher zu fettriefender, traditioneller deutscher Küche, experimentiert er heute mit leichten, asiatischen Gerichten aus dem Wok.

So unterschiedlich die Archetypen – so divergent also auch die Einstellung zu Ernährung, Gesundheit und Genuss. Auch die graduellen Unterschiede in der Aufklärung über den Gesundheits-Value von Lebensmitteln spielen eine Rolle. Für manche sind Grundnahrungsmittel per sé gesund und Hauptbestandteile wie Joghurt reichen, um als gesund klassifiziert zu werden. Andere wiederum haben einen hohen Wissensstand, kennen sich gut aus und achten sehr genau etwas auf die Zutatenliste von komplexeren Produkten.

Eine Gruppe definiert Genuss ausschließlich über den Geschmack. Für sie spielen die Zutaten, ob gesund oder nicht, eine untergeordnete Rolle. Daneben gibt es tatsächlich aber auch die Menschen, denen gesundes Essen an sich schon Genuss verheißt.

Für manche folgt gesunde Ernährung trotz aller eigener Überzeugung unbewusst einer Verzichtslogik. Die Konsequenzen: Einige suchen sich Schlupflöcher für kleine Sünden, andere erlauben sich diese kontrolliert. Und ein Teil reagiert mit einem rigiden, selbst verordneten Komplettverbot von Snacks und Süßem.

Viele Meinungen, viele Verhaltensweisen – aber trotz dieser Diversität lassen sich tendenziell zwei große Strömungen erkennen.

  1. Immer mehr Konsumenten empfinden gesundes Essen als Genuss.

  2. Wie entspannt Konsumenten mit ungesundem Genuss umgehen, hängt von weiteren Faktoren ab. Wer Gesundheit ausschließlich mit Ernährung gleichsetzt, geht entsprechend restriktiv mit möglichen Verfehlungen um. Diejenigen, die Gesundheit als Lebenskonzept definieren und Sport als essenziellen Teil dessen begreifen, können das lockerer sehen – und tun das auch.

So oder so: Der Foodtrend Gesundheit ist in unserer Gesellschaft angekommen und wird weiter an Stellenwert gewinnen.